Widerstand und Verfolgung 1935 bis 1943
in Saarbrücken

Die Tour informiert über Orte, an denen sich Oppositionelle aus dem Saargebiet mit geflüchteten Politiker*innen, Gewerkschafter*innen und Journalist*innen trafen, die nach der NS-Machtergreifung in das damals noch freie Saargebiet geflohen waren.

Jüdisches Leben bis 1935

Orte, wie die Pension der ehemaligen Reichstagsabgeordneten und Mitgründerin der Arbeiterwohlfahrt, Marie Juchacz, in der Saarbrücker Bahnhofstraße als Dreh- und Angelpunkt. Hier liegt auch ein Stolperstein für die ebenfalls in Saarbrücken Unterschlupf findende SPD – Politikerin und Widerstandskämpferin Johanna Kirchner.

Geschäfte, die zeigen, welche Ausstrahlung das jüdische Leben nicht nur für die Saarbrücker Bahnhofstraße hatte. Dort stand auch die ehemalige Synagoge, Schaffensraum für den damaligen Rabbiner Friedrich Rülf, der eine große Bedeutung für das Leben der Jüdinnen und Juden hatte.

Nach der Saar-Abstimmung vom 13. Januar 1935 und dem damit verbundenen Anschluss an NS-Deutschland wurden sie schnell Opfer von Verfolgung und Vernichtung.

Widerstand

An die aufgrund ihres Widerstandes im Nationalsozialismus verfolgten Saarbrücker Stadtverordneten Fritz Dobisch, Wendel Schorr und Peter Roth erinnern Stolpersteine vor dem Rathaus.

Nach dem in Saarbrücken aufgewachsenen Willi Graf, Mitglied der studentischen Widerstandsgruppe „Die Weiße Rose“, wurde das „Willi-Graf-Ufer“ im Stadtzentrum benannt. Sein Grab liegt außerhalb der Innenstadt auf dem Alten Friedhof St. Johann.

Gautheater

Das 1938 in Anwesenheit Hitlers und Goebbels eröffnete damalige „Gautheater“ war ein „Geschenk des Führers“ für die erfolgreiche Saar-Abstimmung 1935 und galt als Vorzeigeobjekt der NS-Architektur.

Schloss

Bewusst unsichtbar ist hingegen das gleichnamige Mahnmal auf dem Saarbrücker Schlossplatz, 1993 gestaltet von dem in Paris lebenden Konzeptkünstler Jochen Gerz. Erinnerung geht hier neue Wege! Anstelle eines steinernen Denkmals fordert Gerz mit seinem „Unsichtbaren Mahnmal“ die Besucher*innen des Platzes auf: „Denk mal“.

Im Schloss war von 1935 bis 1945 die Zentrale der Geheimen Staatspolizei untergebracht. Orte der Folter waren die im Keller bis heute erhaltene Arrestzellen, oft wurden die Gefangenen in das grenznahe „Gestapo-Lager Neue Bremm“ verlegt.

Die Ausstellung „Zehn statt tausend Jahre“ im Historischen Museum Saar informiert darüber ausführlich.

Die Tour

Zu einem Fußmarsch zu zehn Stationen, die Widerstand und Verfolgung im Nationalsozialismus, aber auch die Akzeptanz des NS-Regimes bezeugen, lädt die App Schulklassen, Jugendgruppen, aber auch interessierte Erwachsene vom Hauptbahnhof zum Schlossplatz und dem dort im Anbau untergebrachten Historischen Museum Saar ein.

Dementsprechend enthält der Aufbau der App kompakte Informationen zum jeweiligen Ort sowie historische Fotos aus den 1930er Jahren. Auf aktuelle Fotos wurde bewusst verzichtet, da die Nutzer*innen vor Ort direkt mit der aktuellen Ansicht des jeweiligen Ortes konfrontiert sind.

Die App ist vielseitig einsetzbar: Texte, Audios und Bilder können gemeinsam, aber auch solo für die Tour genutzt werden. Die Texte sind bewusst kompakt formuliert, nicht länger als 1.000 Zeichen. Dazu kommen historische Fotos zu den jeweiligen Orten. Eine dritte Ebene bilden Audios mit Aussagen von Zeitzeug*innen, Zeitungsartikeln und literarischen Texten.

Konzeption

An der Erstellung der Tour, der Auswahl der Orte und Fotografien sowie der Redaktion der Texte waren die Landeszentrale für politische Bildung des Saarlandes (Dr. Sabine Graf), das Adolf-Bender-Zentrum St. Wendel e.V. (Fabian Müller), Dr. Eva Kell, der Saarländische Museumsverband (Sabine Geith), das Landesinstitut für Pädagogik und Medien (Armin Schmitt, Landesbildstelle: Mechthild Schneider, Sprecher: Reiner Veeck, Tonaufnahme und Schnitt: Hans-Dieter Geid) sowie die Arbeitsgruppe „Schule und Erinnerungsarbeit“ (Leitung: Dr. Burkhard Jellonnek) in der Landesarbeitsgemeinschaft Erinnerungsarbeit im Saarland beteiligt.

Besonderer Dank gilt dem Landesarchiv (Dr. Peter Wettmann-Jungblut), dem Stadtarchiv Saarbrücken (Ruth Bauer) sowie dem Historischen Museum Saar für die freundliche Überlassung der Fotos.